Mehr Fokus auf Hybrid-Cloud-Management

IBM kauft HashiCorp für 6,4 Milliarden Dollar

Peter Marwan lotet kontinuierlich aus, welche Chancen neue Technologien in den Bereichen IT-Security, Cloud, Netzwerk und Rechenzentren dem ITK-Channel bieten. Themen rund um Einhaltung von Richtlinien und Gesetzen bei der Nutzung der neuen Angebote durch Reseller oder Kunden greift er ebenfalls gerne auf. Da durch die Entwicklung der vergangenen Jahre lukrative Nischen für europäische Anbieter entstanden sind, die im IT-Channel noch wenig bekannt sind, gilt ihnen ein besonderes Augenmerk.
HashiCorp hat sich einen Platz als wichtiger Anbieter bei der Automatisierung von Multi-Cloud-Infrastrukturen erarbeitet. Jetzt sichert sich IBM die Funktionen für Infrastructure Lifecycle Management und Security Lifecycle Management und stärkt damit seinen Fokus auf Hybrid Cloud und KI.
"Durch die Kombination des Portfolios und der Expertise von IBM mit den Fähigkeiten und Talenten von HashiCorp wird eine umfassende Hybrid-Cloud-Plattform entstehen, die für das KI-Zeitalter konzipiert ist", sagt Arvind Krishna, Chairman und Chief Executive Officer bei IBM .
"Durch die Kombination des Portfolios und der Expertise von IBM mit den Fähigkeiten und Talenten von HashiCorp wird eine umfassende Hybrid-Cloud-Plattform entstehen, die für das KI-Zeitalter konzipiert ist", sagt Arvind Krishna, Chairman und Chief Executive Officer bei IBM .
Foto: IBM

IBM übernimmt HashiCorp für 6,4 Milliarden Dollar. Die Transaktion soll noch im Laufe des Jahres 2024 abgeschlossen werden. Mit Produkten wie Terraform, Vault, Consul, Nomad, Packer und Waypoint hat sich HashiCorp gerade bei großen Unternehmen einen festen Platz gesichert. Eigenen Angaben zufolge kann das Unternehmen auf 4.400 Kunden verwiesen, darunter Bloomberg, Comcast, die Deutsche Bank, GitHub, J.P Morgan Chase, Starbucks und Vodafone.

Mit der Übernahme hofft IBM eine umfassende End-to-End-Hybrid-Cloud-Platform anbieten zu können, die von Grund auf für die mit den kommenden KI-Anforderungen einhergehende Komplexität gerüstet ist. Außerdem legt es mit dem Kauf von HashiCorp nach der Übernahme von Apptio für 4,6 Milliarden Dollar und dem Kauf des "Super-iPaaS"-Geschäfts der Software AG für 2,13 Milliarden Euro im vergangenen Jahr im Cloud-Bereich nochmal nach. Apptio als Spezialist für IT-Automatisierung kann zum Beispiel AWS, Microsoft Azure und Google Cloud sowei über die Hälfte der Fortune-100-Unternehmen zu seinen Kunden zählen.

Den Geschäftsbereich "Super iPaaS" hatte die Software AG erst im Oktober 2023 und damit kurz vor der Übernhame durch IBM vorgestellt. Die Plattform basiert im Wesentlichen auf den Zukäufen von WebMethods und StreamSets und wurde als neuartige Integrationsplattform präsentiert, die Unternehmen helfen soll, das durch die digitale Expansion verursachte Konnektivitäts-Chaos zu bewältigen

Zunehmende Komplexität bewältigen

"Unternehmenskunden kämpfen mit einer beispiellosen Ausweitung der Infrastruktur und Anwendungen in öffentlichen und privaten Clouds sowie in On-Prem-Umgebungen", sagt Arvind Krishna, IBM Chairman und Chief Executive Officer, anlässlich der Bekanntgabe der Übernahme. "Die weltweite Begeisterung für generative KI hat diese Herausforderungen verschärft und CIOs und Entwickler sehen sich mit einer dramatischen Komplexität ihrer Technologiestrategien konfrontiert." HashiCorp habe nachweisbar gezeigt, dass es Unternehmen dabei helfen könne, die Komplexität aktueller Infrastrukturen und Anwendungslandschaften zu bewältigen.

Die Zunahme cloud-nativer Workloads und zugehöriger Anwendungen führt nach Beobachtungen von IBM zu einem starken Anstieg der Anzahl der von Unternehmen verwalteten Cloud-Workloads. Darüber hinaus nimmt der Einsatz generativer KI parallel zu herkömmlichen Workloads weiter zu. Entwickler arbeiten daher mit immer heterogeneren, dynamischeren und komplexeren Infrastrukturstrategien. Dies stellt eine enorme Herausforderung dar.

Clouds managen, statt Cloud anbieten

Hier setzt HashiCorp an. Seine Produkte ermöglichen es Unternehmen, das Lebenszyklusmanagement für Infrastruktur und Sicherheit zu automatisieren und die kritischen Arbeitsabläufe zu dokumentieren, die für Hybrid- und Multi-Cloud-Umgebungen erforderlich sind. Terraform von HashiCorp hat sich als Industriestandard für die Infrastrukturbereitstellung in derartigen Umgebungen etabliert.

Aber auch die anderen Angebote von HashiCorp helfen Unternehmen dabei, "einen Cloud-agnostischen und hochgradig interoperablen Ansatz für das Multi-Cloud-Management zu verfolgen", wie IBM es formuliert. Das ergänze sich prima mit IBMs Bemühungen, mit Anbietern aus der gesamten Branche zusammenzuarbeiten und die Partnerschaften mit anderen Cloud-Anbietern zu intensivieren - Kunden also nicht mehr in die IBM-Cloud zu zwingen, sondern die als ein Angebot unter anderen zu präsentieren.

"Unsere Strategie besteht im Kern darin, Unternehmen zu Innovationen in der Cloud zu verhelfen und gleichzeitig einen konsistenten Ansatz für die Verwaltung der Cloud in großem Maßstab bereitzustellen", sagt Armon Dadgar, Mitbegründer und Chief Technology Officer von HashiCorp. "Der Bedarf an effektiver Verwaltung und Automatisierung ist angesichts des zunehmenden Aufstiegs von Multi-Cloud und Hybrid-Cloud von entscheidender Bedeutung und wird duch die KI-Revolution beschleunigt." Unter dem Dach von IBM könne HashiCorp nun "einem noch breiteren Kreis von Entwicklern und Unternehmen" den Zugang zu diesen Produkten ermöglichen - denn bei der Cloud-Adaption sieht Dadgar die Unternehmen erst am Anfang stehen.

"IBMs Führungsrolle im Bereich Hybrid Cloud und seine reiche Innovationsgeschichte machen es zum idealen Zuhause für HashiCorp, wenn wir in die nächste Phase unserer Wachstumsreise eintreten", ergänzt sagte Dave McJannet, CEO von HashiCorp. "Ich bin stolz auf die Arbeit, die wir als eigenständiges Unternehmen geleistet haben." Nun freue er sich auf die Zukunft von HashiCorp als Teil von IBM.

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